Selbstverteidigung
Selbstverteidigung richtet sich vorrangig an Frauen und Mädchen sowie an ältere Bürger. Gewalt ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Durch das Erlernen von Techniken aus den verschiedensten Bereichen des Kampfsports wollen wir der Gewalt entgegentreten. Ängste sollen abgebaut und eine Stärkung des Selbstvertrauens und der Durchsetzungsfähigkeit erreicht werden.
Trainingsinhalte
In vielen Kampfkünsten sieht man langatmige und weit ausschweifende Techniken, die zwar eine gewisse Effektivität besitzen, jedoch sollte man in einer Bar oder auf der Straße nicht erst lange mit seinem Gegenüber spielen, bis man die Situation unter Kontrolle hat. Auch werden in vielen Kampfkünsten die Angriffe auf die jeweiligen Techniken vorgegeben. Jedoch ist dies auf der Straße wenig effektiv, da man kaum ein Angreifer mit genau diesem trainierten Technik begegnen wird. Somit ist es also wichtig, ein gewisses Repertoire an Techniken zu haben, jedoch darf man auf keinem Fall die Anwendung außer Acht lassen.
In unseren Trainingsinhalten legen wir großen Wert auf die möglichst vielfältige Anwendung jeder Technik und vor allem auf die Erprobung unseres Trainings durch Situationsschulungen. Dabei werden unterschiedliche Alltagssituationen nach- oder zusammengestellt. Bedingt durch diese Trainingsmethode haben wir eine Trainingseinheit, in der überwiegend Techniken und paarweise Anwendungen trainiert werden. Zudem gibt es eine gesonderte Trainingseinheit, in der entsprechend die Anwendung durch Situationen und Aktionen geübt wird.
Die 10 Gebote der Selbstverteidigung
Nicht nur in den USA steigt die Kriminalitätsrate ständig an, auch in Deutschland nehmen die Gewaltdelikte immer mehr zu. Dabei haben vor allem die Zahl der Überfälle auf der Strasse beängstigende Formen angenommen. Nachfolgend wird dargestelt, wie man sich in einer solchen Notfallsituation verhalten sollte.
1. Gebot - Natürliche Waffen verstärken
Wenn man gegen einen Angreifer auf der Straße bestehen will, muss man Willens sein, "dreckig zu kämpfen". So kann man fast jedes Objekt dem Angreifer ins Gesicht werfen, selbst wenn es auf den ersten Blick nicht geeignet erscheint, um sich damit zu wehren: Stühle, Steine, Dreck, Schlüssel, Kleingeld, die Handtasche oder einen Kuli. Was auch immer zur Hand ist, all diese Dinge können in der Hand eines geschickten Kampfkünstlers die Niederlage eines Angreifers bedeuten.
2. Gebot - In die Offensive gehen
Wenn man erkennt, dass ein Angriff unausweichlich ist, sollte man selbst angreifen. Den Angriff darf man aber nicht vorzeitig beenden, denn ein ernster Angreifer ist nicht wie ein Sparringspartner. Es kann sogar dazu kommen, dass Schläge oder Würfe, die im Dojo trainiert werden, den Angreifer nicht einmal irritieren. Diese Tatsache sollte man beachten. In solch einer Situation muss man den Angreifer unter Aufbietung aller Kräfte "an die Wand drängen". Adrenalin und erhöhter Blutdruck machen aus dem Angreifer und dem Angegriffenen kurzzeitige "Supermänner". Ausserdem sollte man nicht zu überzeugt von seinen "normalen" Blöcken oder Verteidigungen sein, denn diese sind meist gegen erfahrene Straßenkämpfer oder kriminelle Angreifer wertlos.
3. Gebot - Keine Energie und Zeit vergeuden
Man muss sich der Gefahr bewusst werden, in der man steckt. Ein Schlag, der im Dojo schmerzhaft ist, wird in solchen Situationen womöglich keine Wirkung zeigen. Wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht, sollte man auf die empfindlichsten Stellen (z.B. Knie, zwischen den Beinen, Nieren, Nase, Kinn, Kehlkopf, Hals, Augen oder Schläfen) schlagen, damit der Angreifer in seinem aggressiven Verhalten gebremst wird.
4. Gebot - Auf den Überraschungsmoment setzen
Den Überraschungsmoment kann man nie auf sportlicher Ebene einsetzen, da im Wettkampf eine Vorteilsnahme dieser Art nicht zulässig ist. Auf der Straße jedoch gelten andere Gesetze, sodass man hier jeden sich bietenden Vorteil ausnutzen sollte. D.h. beispielweise zuzuschlagen, sobald sich eine Möglichkeit bietet. So kann man selbst ohne Vorkenntnisse einen großen, starken Angreifer besiegen, wenn dieser seine Deckung vernachlässigt.
5. Gebot - Auf die eigene Deckung aufpassen
Eine bekannte Taktik von Kriminellen ist z.B. die folgende: Der Angreifer sagen etwas in der Art: "Pass auf, nächstes Mal kriege ich Dich!" und für einen Moment ist das Opfer unaufmerksam. Dann aber schlägt der Angreifer zu. Wenn es also so aussieht, als wenn sich der Angreifer davon machen will, sollte man zurücktreten und ihn fortwährend beobachten. Dann vergrössert man den Abstand immer mehr, bis man etwa 10 Meter zwischen sich und dem Angreifer gebracht hat. Erst danach kann man sich ganz zurückziehen.
6. Gebot - Bei einem Messerangriff muss man mit allem rechnen
Sollte es zu einem messerangriff kommen, muss man sich der Gefahr bewusst werden. Erst wenn einem das klar ist werden die eigenen Chancen für eine erfolgreiche Verteidigung größer. Es ist nicht realistisch zu glauben, dass man sich bei einem Messerangriff ohne die Gefahr einer Verletzung verteidigen kann. Doch dieses Verständnis und die Akzeptanz, Schmerz zu erfahren, bringt einen Angegriffenen in eine stärkere Position gegenüber dem Angreifer. Es zerstört sogar teilweise den einschüchternden Effek seiner Waffe.
7. Gebot - Bei mehreren Angreifern nicht den Helden spielen
Sollte man von mehreren Leuten gleichzeitig angegriffen werden, lautet das oberste Ziel: Entkommen! Wenn das nicht möglich ist, sollte man versuchen, einen schnellen und harten Schlag gegen den offensichtlichen Anführer der Gruppe durchzuführen. Anschliessend sollte man möglichst schnell das Weite suchen. Ist man von einer angreifenden Gruppe eingeschlossen hilft nur noch drehen, treten, schlagen, schubsen, um bei der erstbesten Gelegenheit zu entkommen. Denn eines ist klar: Bei mehreren Angreifern zieht man immer den "Kürzeren".
8. Gebot - Finten und Täuschungsmanöver für den Notfall
In Notfällen können Finten und Täuschungsmanöver lebenswichtig sein - und dies im wahrsten Sinne des Wortes. So kann man z.B. einen Herzanfall vortäuschen oder darum betteln, allein gelassen zu werden, da man sehr krank sei. Wenn der Angreifer darauf reagiert und seine Aufmerksamkeit nachlässt, sollte man sofort einen Gegenangriff einleiten.
9. Gebot - Niemals fesseln oder einsperren lassen
Dies umzusetzen ist natürlich nicht einfach. Trotzdem sollte man sich darauf trainieren, sofort einen Gegenangriff zu versuchen, sobald ein Angreifer irgendetwas in dieser Richtung vorhat. Man kann es sich bei einem Angriff nicht leisten in eine Lage zu geraten, in der man absolut hilflos ist. Das Risiko, sich verteidigen zu müssen, ist notwendig, auch wenn die Erfolgschancen nur noch bei 50% liegen. Verglichen mit einer Zwangslage, in der eine Verteidigung zu 100% unmöglich wird, sieht dies allerdings viel besser aus.
10. Gebot - Cool bleiben
Nervosität, Panik, Aufregung oder Hysterie können einem nie helfen. Deshalb sollte man darauf bedacht sein, selbst in schwierigsten Momenten cool und gelassen zu bleiben. Das Durchspielen solcher Situationen mit der ständigen Frage "Was werde ich tun?" und ein angemessenes Training - vorzugsweise bei einem erfahrenen Lehrer - wird das Übrige tun. Sehr wichtig: Ein "gelassener Geist" und ein trainierter Körper können manchmal selbst in scheinbar ausweglosen Situationen Wunder bewirken. Daher sollte man alles unternehmen, um beides zu hegen und zu pflegen.
